Marco Polo in Ostrzeszów

Am letzten Septemberwochenende 2024 feierten die Pfadfinder der Brinkumer Partnerstadt Ostrzeszów (Polen) ihr 110-jähriges Stammesjubiläum, zu welchem auch der Stamm Marco Polo eingeladen wurde.

Freitag

Gegen 13:30 Uhr ging es in Stuhr-Brinkum los Richtung Polen. Leider hatten so spontan nicht so viele Pfadfinder des Stammes Marco Polo Zeit, weshalb nur die beiden Sippenführer Fynn-Luka Risse und Sönke Wermke sich mit ihren Rucksäcken, einem Geschenk und dem Zelt auf den Weg machten.

Die Fahrt verlief sehr entspannt und es gab nur ein paar kleine Staus.

Kurz vor 23 Uhr kamen wir in Ostrzeszów bei unserem Gastgeber Andrzej an. Wir wurden mit einem gedeckten Tisch empfangen. Es gab Weißbrot, Wurst, Käse und Bigos. Dies ist ein typisch polnisches Gericht mit Weißkohl und verschiedenen Würsten.

Andrzej sprach gutes Deutsch und wir haben uns am Essenstisch über die Hinfahrt und die Pfadfinderarbeit in Deutschland unterhalten. Nachdem wir uns sehr für das leckere Essen bedankt haben, wurden uns unsere Schlafplätze gezeigt. Wir durften im Gästezimmer in der Garage übernachten. Dies war für uns Pfadfinder großer Luxus.

Samstag

Morgens wurden wir gegen 8:30 Uhr geweckt. Nach einem kurzen Frühstück ging es mit unseren Rucksäcken zum Lagerplatz. Dieser lag in dem „Park miejski im. Jana Pawła II“ mitten in Ostrzeszów beim „Lilijka-Harcerska-Denkmal“. Dieses Denkmal wurde für die Pfadfinder gebaut.

Auf dem Lagerplatz wurden wir erst einmal der Lagerleitung vorgestellt und konnten uns umschauen. Die polnischen Zelte sehen sehr anders aus als die deutschen Pfadfinderzelte.

Zu Beginn des Lagers gab es einen Appell, bei dem sich alle Gruppen (bei uns Sippen) aufstellen und eine Person aus jeder Gruppe in den Kreis tritt und die Gruppe vorstellt. Wir haben, auch wenn es bei uns unüblich ist, uns trotzdem auf Deutsch einmal vorgestellt. Einige haben noch ein paar Reden gehalten. Einer der Jüngeren konnte auch ein bisschen Deutsch sprechen.

Am Samstag war ein Postenlauf bzw. Stadtspiel geplant, welches nach einiger Zeit erklärt wurde.

Andrzej meinte, dass er uns aufgrund der Sprachbarriere stattdessen die Stadt zeigt. Wir sind erst einmal zum alten Rathaus gegangen. Das Rathaus ist mittlerweile ein Museum. Vor dem Museum gab es verschiedene Infotafeln. Im Museum war eine Ausstellung, die von den Pfadfindern organisiert wurde.

Im Museum wurde sehr viel der Pfadfindergeschichte von ZHP gezeigt. Unter anderem waren dort alte Kluften und Banner ausgestellt.

Ein Highlight war die Erstauflage „Scouting for Boys“ von Baden Powell. Außerdem war auch die erste polnische Fassung zu sehen.

Nach dem Museum haben wir eine katholische Kirche besucht, welche leider geschlossen war.

Nach einiger Zeit sind wir zurück zum Park gegangen. Im Park steht ein Turm, welcher zu einer ehemaligen Schlossanlage gehört. Von dem Turm aus konnte man über ganz Ostrzezòw blicken und unter anderem zwei weitere Kirchen und einen Wasserturm erkennen.

Auf dem Weg zurück zum Lagerplatz kamen wir an einer abgerissenen Synagoge vorbei, welche im Zweiten Weltkrieg von der Wehrmacht zerstört wurde. Außerdem sahen wir auch eine Informationstafel über Maksymilian Maria Kolbe, welcher 1941 in das KZ Auschwitz deportiert wurde. Dort arbeitete er verdeckt als Priester für die Insassen. Einige Männer sollten hingerichtet werden und einer hat die Wärter angefleht. Er habe zuhause eine Frau und zwei Söhne. Kolbe schritt ein und wurde anstelle des Mannes in den Hungerbunker eingesperrt. Er wird nun als Held gefeiert.

Den restlichen Tag über haben wir uns auf Englisch mit Michal, einem der Organisatoren, unterhalten. Neben privaten Gesprächen über Arbeit und das Leben in Deutschland bzw. Polen ging es auch um die Pfadfinderkultur. Die polnischen Pfadfinder sind im Vergleich zu den deutschen sehr militärisch. Viele waren verwundert von unseren Zelten. In Polen baut man normalerweise Militärzelte bzw. Holzbauten auf. Zum Wandern werden aber normale Wurfzelte mitgenommen. Die „Schwarzzelte“ waren dort unbekannt. Die stellvertretende Lagerleitung hat sogar Maße von unseren Planen genommen.

Am Abend ging es mit einem „Bunten Abend“ weiter. Es wurde ein Feuer gemacht, gesungen und Geschichten von älteren ZHP-Mitgliedern erzählt. Danach gab es im Lager-Café selbstgemachte Pizza und Kuchen. Wir wurden mehrfach von Andrzej gefragt, ob wir aufgrund der Temperatur von ca. 5 °C in der Nacht nicht bei ihm übernachten wollen. Vor dem Schlafengehen wurde sich noch im kleinen Kreis zum Beten getroffen.

Sonntag

Wir wurden mit der Frage geweckt, ob wir am Morgengebet teilnehmen wollen. Wir machten uns fertig und versammelten uns im Kreis. Einer übersetzte uns den Tagesablauf. Auf einmal sagte er „Morning Sports“. Wir liefen ein paar Runden mit und dehnten uns. Dies war ungewohnt auf einem Pfadfinderlager, aber sehr guttuend. Wir wurden zu Andrzej zum Frühstück eingeladen.

Danach ging es zur Kathedrale, um an dem Gottesdienst teilzunehmen. Dies war für uns beide der erste katholische Gottesdienst. Auch wenn wir nichts Genaues verstanden, haben wir doch einige Elemente wiedererkannt. Es gab auch ein Abendmahl. Der Gottesdienst fand in einem Kloster statt und wurde statt von einer Orgel von Gitarren begleitet.

Nach dem Gottesdienst haben wir unser Gastgeschenk mit Spezialitäten aus Stuhr und einem Beil übergeben. Wir bedankten uns bei allen für die Einladung und die Gastfreundlichkeit und haben auch ein kleines Geschenk bekommen: ein T-Shirt, Bücher und eine CD. Außerdem war auch ein Foto als Andenken dabei.

Nach dem Gottesdienst ging es für uns zurück. Wir aßen noch mit Andrzej zu Mittag und verabschiedeten uns von ihm. Er bekam von uns als Dankeschön einen „Bremer Knüppel“. Wir kamen gegen 23 Uhr zuhause an.

Bericht: Fynn-Luka

Bilder: Fynn-Luka, Pfadfinder Ostrzeszów